Auf der Basis von fachlich fundierten Informationen aus erster Hand gingen die Neubiberger Sozialdemokraten unlängst den Arbeitsbedingungen der Notfallsanitäter auf den Grund. Mit Landtagskandidatin Christine Himmelberg und Bezirksratskandidat Arno Helfrich auf der einen Seite und dem erfahrenen Notfallsanitäter Marcel Creydt traf die Politik ohne Umwege direkt auf die Praxis. Diese ergebnisoffene Kombination ermöglichte auf dem Stammtisch der Neubiberger SPD eine erkenntnisreiche und fruchtbare Diskussion über die aktuelle Situation der Arbeitnehmer im Bereich der Notdienste.
In der Neubiberger Pizzeria Da Giovanni begründete zunächst Christine Himmelberg diesen Themenschwerpunkt im anschwellenden Landtagswahlkampf. Im Fokus stehen für sie die Rahmenbedingungen und die aktuelle Belastungssituation im Rettungsdienst. Ihr gehe es vor allem darum, die rechtlichen Grundlagen auszuloten und die Möglichkeiten der Politik, die Situation zu verbessern. Erschwerend sei dabei überraschenderweise auch das fehlende medizinische Grundwissen in weiten Teilen der Bevölkerung. Notfalldienste kämen zuweilen zum Einsatz, um beispielsweise Wadenwickel zu erklären, was bei den Rettungskräften nicht selten für erhebliche Frustration sorge. Zudem würden die Nothelfer auch mit einer verblüffenden Vollkasko-Mentalität konfrontiert, die wiederum zum Problem werden könne, wenn es wirklich um Leben und Tod gehe.
Im Verlauf des Abends wurde deutlich, dass nach Ansicht der Protagonisten - ähnlich wie im Bereich der Pflege - seltener das Rettungsdienstpersonal mit in politische Entscheidungen einbezogen wird. Ein bedenkliches Übergewicht im politisch-gesellschaftlichen Diskurs sei nach wie vor bei den Standesvertretern der Ärzteschaft festzustellen. Hier sprach sich Marcel Creydt für eine Anerkennung des medizinischen Wissens und eine höhere Akzeptanz der Interessensvertretungen des Berufsstandes der Notfallsanitäter in der politischen Sphäre aus. Letzteres müsse zugleich mit einer deutlich breiteren Anerkennung der nachweislich erworbenen fachlichen Kompetenzen dieser Berufsgruppe einher gehen.
Creydt verwies darauf, dass vor diesem Hintergrund viele Talente diesen gesellschaftlich wichtigen und unverzichtbaren Beruf nach wenigen Jahren aufgeben würden. An interessierten Einsteigern würde es – im Gegensatz zu anderen Ausbildungsberufen – zwar nicht mangeln, bedenklich sei aber die bedauerlich hohe Ausstiegsquote nach erfolgreicher Ausbildung.
Einen weiteren Aspekt, die schwer erklärbare Gewalt gegen Einsatzkräfte, rückte Arno Helfrich, selbst Kriminalbeamter mit Schwerpunkt Opferschutz, in den Fokus. Früher sei es möglich gewesen in einer Rettungsdienst- oder Feuerwehruniform ungehindert und berührungslos durch eine aufgebrachte Menschenmenge zu gehen. Das wäre heute anders, obwohl der Gesetzgeber einen Angriff auf Rettungsdienstler dem Angriff auf einen Polizisten gleichgestellt habe. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diese Form der Gewalt wahrzunehmen und zu verurteilen.